Deshalb sind Heizlüfter eine schlechte Alternative
Vor dem Hintergrund einer möglichen Gasmangellage im kommenden Winter setzen viele Verbraucherinnen und Verbraucher auf mobile elektrische Direktheizgeräte. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK sind im Zeitraum Januar bis Juni 2022 bereits rund 600.000 Heizlüfter, Heizstrahler, Wärmekonvektoren oder Radiatoren verkauft worden – ein gutes Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Zwar können die Heizlüfter helfen, um vorübergehend einen oder mehrere Räume bei Bedarf stärker zu beheizen. Eine Alternative für die Beheizung eines gesamten Haushalts über einen längeren Zeitraum hinweg sind sie allerdings nicht. Das hat zwei Gründe: Zum einen stellen sie eine große Belastung für die bestehenden Stromnetze dar. Zum zweiten ist das Heizen mit Strom auf Dauer deutlich teurer als beispielsweise mit einer Gasheizung.
Risiko für die Netzstabilität
In vielen Medien wird inzwischen davor gewarnt, der geballte Einsatz dieser Heizlüfter an kalten Wintertagen könne das Stromnetz an seine Grenzen bringen. Obwohl wir in Deutschland eine außerordentlich hohe Netzstabilität haben, sind diese Sorgen nicht unbegründet.
Das Stromnetz der RhönEnergie Fulda-Gruppe umfasst rund 6.870 km, ist bestens ausgebaut und wird in einer modernen Leitzentrale rund um die Uhr überwacht. Rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OsthessenNetz GmbH sorgen für eine hohe Versorgungszuverlässigkeit in der Stromversorgung, die deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Dennoch ist ein Stromnetz ein fein justiertes System, das – mit einer Sicherheitsreserve – auf den üblichen Verbrauch ausgelegt ist. Wird das Netz plötzlich mit gleichzeitigen und ungewöhnlich hohen Überlastungen konfrontiert, weil z. B. in einem dicht besiedelten Raum wie der Stadt Fulda zeitgleich mehrere tausend Heizgeräte eingeschaltet werden, greifen sofort Schutzmaßnahmen. Die Folge: Betroffene Netzbereiche (Hotspots) werden automatisch abgeschaltet. Für alle Kundinnen und Kunden in diesen Bereichen kommt es zum Stromausfall.
Teuer und ineffizient
Hinzu kommt, dass das Heizen mit mobilen elektrischen Direktheizgeräten keine Heizkosten spart – im Gegenteil: Handelsübliche „Heizlüfter“ haben eine Leistung von 1000 bis 3000 Watt. Wenn die Geräte in der rund 180 Tage langen Heizperiode täglich mehrere Stunden laufen, verbrauchen sie sehr viel Strom. Beispielrechnungen belegen das.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen Ramona Pop bringt es so auf den Punkt:
„Man spart mit Heizlüftern kein Geld, ganz im Gegenteil, man treibt die Stromrechnung in die Höhe. Hinzu kommt die Gefahr, dass die Stromverteilnetze überlastet werden, wenn massig Heizlüfter angeworfen werden.“
Noch deutlicher wird der Bundesverband der Energie- und und Wasserwirtschaft (BDEW): „Elektronische Heizgeräte wie Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren sind nicht dafür gemacht, eine Heizung zu ersetzen und sollten daher nur mit Bedacht eingesetzt werden.“
Lieber sparsamer mit Wärme umgehen
So kann die Lösung also nicht lauten ‚Heizen wie immer, nur mit anderen Mitteln“. Klüger ist es das persönliche Heizverhalten anzupassen. Das Gebot der Stunde lautet daher: den Wärmebedarf herunterfahren. Hier lässt sich in jedem Haushalt mit kleinen Schritten viel erreichen. Das spart Kosten und trägt dazu bei, eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden.
Rechenbeispiel zeigt: Heizen mit Strom ist teurer als Heizen mit Erdgas
Ebenso wie bei den meisten Energieträgern, ist in den vergangenen Monaten auch der Strompreis gestiegen. Darüber hinaus verbraucht das Heizen mit Strom mehr Energie als das Heizen mit Erdgas.
Aus diesem Grund lassen sich durch den Einsatz von Stromheizgeräten kaum Heizkosten sparen. Ein Rechenbeispiel vom Vergleichsportal Verivox zeigt sogar das Gegenteil:
- Um eine Wohnung mit einem Stromheizgerät zu beheizen, werden pro Quadratmeter Wohnfläche durchschnittlich 100 Watt Heizleistung benötigt.
- Für eine Durchschnittswohnung mit 92 Quadratmetern bedarf es daher gleich mehrerer Geräte mit einer Gesamtleistung von 9.200 Watt.
- Sind die Heizgeräte innerhalb einer Heizperiode von sechs Monaten durchschnittlich zehn Stunden täglich in Betrieb, ergibt sich im Gesamtzeitraum ein Verbrauch von 16.790 Kilowattstunden.
- Bei einem Strompreis von rund 40 Cent pro Kilowattstunde summieren sich die Heizkosten damit auf rund 6.700 Euro im Jahr.
- Wer die gleiche Wohnung mit ähnlichem Heizverhalten mit Erdgas beheizt, kommt dagegen aktuell auf eine Heizkostenrechnung von rund 2.250 Euro.
Zu einem ähnlichen Ergebnis wie Verivox kommt auch das Nachrichtenmagazin Focus.
Fazit: Auch wenn in den kommenden Monaten mit weiteren Preisanpassungen beim Erdgas gerechnet werden muss, ist das Heizen mit Erdgas nach wie vor die günstigere Alternative für den eigenen Geldbeutel.
Kleine Schritte, große Wirkung: Die fünf goldene Regeln des Wärmesparens
Jedes Grad weniger spart bis zu sechs Prozent an Energie. Passe daher die Temperatur in den einzelnen Zimmern Ihren Nutzungsgewohnheiten und Ihrer Wohlfühltemperatur an. Räume, in denen du dich oft aufhältst, müssen wärmer sein als solche, in denen du seltener bist. Eine Daumenregel besagt, dass für Schlafzimmer etwa 18 Grad ausreichen. Das gilt auch für Küchen, in denen Herd und Backofen oft ohnehin für eine zusätzliche Erwärmung sorgen. Arbeits-, Wohn- und Kinderzimmern dürfen tagsüber mit 20 bis 22 Grad gemütlich warm sein. Zum Schlafen sollte die Temperatur aber auch im Kinderzimmer um die 18 Grad liegen. Im Bad darf es mit 22 oder gar 23 Grad ebenfalls wärmer sein. Da hier in der Regel eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, ist das Lüften im Bad aber besonders wichtig.
Nachts, wenn sich niemand in Arbeitszimmer, Küche oder Wohnzimmer aufhält, darf die Temperatur dort ruhig niedriger sein. Auch das spart Energie und Kosten. Lasse die Temperatur aber nicht weiter als ca. 5 Grad unter die Wohlfühltemperatur des Tages sinken: Ansonsten macht der Energiebedarf, der morgens zum Aufheizen des ausgekühlten Raumes benötigt wird, die Einsparung der Nacht wieder zunichte. Übrigens: Moderne Heizungen haben oft spezielle Programme zur Nachtabsenkung. Wenn weniger Wärme gebraucht wird, fährt die Heizung herunter. Berufstätige können ihre Heizung sogar so programmieren, dass sie erst kurz vor Feierabend wieder hochfährt.
Es gibt viele Methoden, um im Haushalt warmes Wasser (und damit Energie) zu sparen. Zum Beispiel mit Sparduschköpfen und Spar-Armaturen für die Waschbecken. Oder du steigst statt in die Badewanne unter die Dusche. Einen spürbaren Effekt erreichst du bereits, wenn du kürzer duscht und die Temperatur deiner Dusche verringerst. Beim Einseifen der Hände oder unter der Dusche kannst du das Wasser abstellen.
Heizkörper und Heizungsrohre müssen komplett mit Wasser befüllt sein. Enthält das System Luft, wird die Heizung nicht gleichmäßig warm und gluckert. Das kostet Energie und kann mitunter auch nerven. Abhilfe schaffst du, indem du die Heizkörper entlüftest. Das geht ganz einfach. Lese dazu unsere Anleitung in vier Schritten.
Sinnvoll ist oft auch der so genannte hydraulische Abgleich durch den Fachmann, mit dem sich die Energieeffizienz um bis zu 15 Prozent steigern lässt. Der hydraulische Abgleich sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass die Volumenströme im System stimmen und so an allen Heizkörpern im Haus die richtige Menge an Warmwasser ankommt. Ein hydraulischer Abgleich ist in vielen Fällen auch Voraussetzung für die Förderung bei der Modernisierung der Heizanlage.
Das könnte dich
auch interessieren.